
Vergesst Soft Skills, kauft Aktien!
"Johanna Quandt hat mit ihrer Herzlichkeit und ihrer warmen, unkomplizierten Art ihr Umfeld beeindruckt," war kürzlich von Norbeit Reithofer, dem BMW Aufsichtsratschef zu hören. So wird
nahegelegt, Freundlichkeit, Warmherzigkeit und eine im weitesten Sinne empathische Kommunikationskultur wären Erfolgsfaktoren im Beruf. Ich muss enttäuschen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. In
Wahrheit läuft es so:
Social Skills sind nützlich, wenn du Entscheider in dich verliebt machen willst, wenn du Kunden zur Unterschrift unter einen schönen Kaufvertrag bewegst, wenn du in einem Gehaltsgespräch die Argumentation der Gegenseite geschickt aushebeln kannst und dabei deine Interessen charmant durchsetzt. Pure Freundlichkeit, gar Altruismus und ein allzu nettes Wesen sparst du dir am besten für den privaten Lebensbereich auf. Im Job können große Offenheit und Zuvorkommenheit Frauen zum Nachteil ausgelegt werden. Wer erinnert sich noch an die öffentliche Diskussion um das Lachen von Kamala Harris? Es war erstaunlich, welche Kontroverse sich um dieses doch so harmlose Verhaltensmerkmal vor noch nicht allzulanger Zeit entsponn. Gab es so eine Polarisierung schon bei einem Mann oder lachen die alle im Keller?
Als gut erzogen zu gelten ist ok, aber ansonsten gerät man mit Freundlichkeit und Verständnis ganz schnell in die menschelnde Ecke derjenigen, die eine Führungsrolle nicht übernehmen können, weil sie zu nett und zu weich sind. Warte also, bis du wirklich die Machtposition inne hast die du wolltest, bevor du dir überlegst, ob du dir ein altruistischeres Image gestatten willst. Denn erst von einer Machtposition aus weiß die Umwelt soziale Intelligenz und Freundlichkeit wieder zu schätzen. Merke: Erst kommt das Aktienpaket, dann kommt die Freundlichkeit.